«Ein positiver Wiedereinstieg muss gut geplant sein»
Behandlung Jährlich erkranken in der Schweiz rund 39'500 Menschen an Krebs. Viele von ihnen stehen mitten im Berufsleben. Eine offene Kommunikation sowie neutrale Information sind wesentliche Faktoren für einen positiven Wiedereinstieg nach der Krebsbehandlung.

Info
Coaching – persönlich und via Telefon
Eine Krebserkrankung hinterlässt Spuren. Die körperliche und seelische Verfassung verändert sich. Viele Krebspatienten leiden unter Müdigkeit und Konzentrationsproblemen.
Arbeitgeber haben einen entscheidenden Einfluss darauf, wie an Krebs erkrankte Mitarbeitende während der Therapie in das Unternehmen eingebunden werden und ob sie den Wiedereinstieg nach längerer Absenz schaffen.
Die Krebsliga Zürich unterstützt Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Kanton Zürich durch persönliche Beratung und ein Coaching, das auf den Erhalt des Arbeitsplatzes zielt. Zudem berät die Krebsliga Schweiz Arbeitgeber und HR-Verantwortliche schweizweit telefonisch unter 0848 114 118 (acht Rappen pro Minute ab Festnetz).
Matthias H. ist in einem mittelgrossen Unternehmen als Finanzverantwortlicher tätig, als ihn die Diagnose Krebs trifft. Neben den Sorgen um die Krankheit beschäftigt ihn besonders die Befürchtung, den beruflichen Anforderungen in Zukunft nicht mehr gewachsen zu sein, nicht schnell genug an den Arbeitsplatz zurückkehren zu können und den Job zu verlieren.
«Der Erhalt des Arbeitsplatzes ist bei einer Krebserkrankung ein zentrales Thema und wichtig für die Lebensqualität», sagt Rolf Huck, Geschäftsführer der Krebsliga des Kantons Zürich.
Doch gerade hier ergeben sich für Betroffene und Arbeitgeber häufig grosse Herausforderungen und Unklarheiten. «Generell besteht meistens eine Situation der Unsicherheit auf beiden Seiten, wenn auch mit meist unterschiedlichen Fragestellungen», weiss Huck.
Fehlt hier eine offene Kommunikation zwischen Betroffenen und Arbeitgeber, kann dies den Wiedereinstieg schwierig gestalten. Deshalb gilt: So offen wie möglich kommunizieren.
Viele offene Fragen
In der Mehrheit der Unternehmen besteht denn auch die Bereitschaft, die Betroffenen so weit als möglich zu unterstützen. «Viele Arbeitgeber sind jedoch unsicher, wie sie auf den Krebsbetroffenen zugehen sollen, was sie ihm zumuten können und wie sie ein optimales Arbeitsumfeld für den Betroffenen schaffen», erklärt Hans Strittmatter, Geschäftsleiter Verband Zürcher Handelsfirmen.
Gleichzeitig plagen die Unternehmen häufig auch finanzielle Unsicherheiten. «Die finanziellen Folgen können für Unternehmen eine grosse Herausforderung sein. Oder sie wissen nicht immer, welche Fürsorgepflicht besteht und was sie von den Sozialversicherungen erwarten können», so Strittmatter.
Für die Betroffenen wiederum gestaltet sich die Unsicherheit sehr individuell und ist in ihrer Ausprägung stark abhängig vom Verhältnis zum Arbeitgeber. Obschon Matthias H. ein gutes Verhältnis zu seinem Chef hat, kostete es ihn grosse Überwindung, von seiner Erkrankung zu erzählen.
«Ich sah meine Erkrankung anfänglich als persönliche Schwäche und wollte nicht einsehen, dass ich im Job nicht mehr voll leistungsfähig bin. Ich wollte das Gegenteil beweisen – leider hat mein Körper da nicht mitgespielt», erzählt Matthias H.
Gleichzeitig haben ihn existenzielle Fragen geplagt: Wie sieht mein Kündigungsschutz aus, und falls ich länger ausfalle, wie lange erhalte ich wie viel Lohn? Matthias H. und sein Chef haben nach einem Gespräch beschlossen, sich Hilfe von einer neutralen Beratungsstelle zu holen, um die vielen offenen Fragen zu klären.
Dazu Rolf Huck: «Wir stehen beratend zur Seite, wenn es um den Arbeitsplatzerhalt geht, wie auch immer dieser aussehen mag. Dabei nehmen wir nie Partei ein, weder für den Arbeitgeber noch für den Arbeitnehmer. Wir unterstützen einerseits den Arbeitgeber inklusive des betroffenen Arbeitsumfelds, andererseits die betroffene Person als Privatperson.»
Für Matthias H. und seinen Chef war nach dem Gespräch klar: «Der Schlüssel zu einem positiven Wiedereinstieg liegt in der transparenten Kommunikation.»